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Aktuelle Vorträge
Ausgrabungen im Archiv und auf dem Dachboden – Quellen zu dem Ägyptologen Heinrich Balcz
Dr. Elisabeth Kruck (Universität Wien)
ABSTRACT:
"Heinrich Balcz (*17. Juni 1898) war über lange Jahre eine feste Größe und Konstante am Institut für Ägyptologie und Afrikanistik der Universität Wien. Seit dem Beginn seines Studiums in den frühen 20er Jahren und über seine Zeit als Bibliothekar und wissenschaftlicher Mitarbeiter von Hermann Junker und Wilhelm Czermak war er nach seiner Habilitation auch außerordentlicher Professor und arbeitete, lehrte und forschte bis zu seiner Einberufung am 13. April 1942 an der Universität Wien, wovon zahlreiche Quellen im Archiv des Instituts für Ägyptologie zeugen. Darüber hinaus belegen viele Bilder, Zeichnungen und Dokumente, die sich im Besitz seines Sohnes Heinrich Balcz befinden, das Leben und Wirken dieses eher wenig bekannten Wiener Ägyptologen. Der Vortrag präsentiert einige dieser Quellen und nimmt die Bedeutung des Ägyptologen Heinrich Balcz in den Fokus."
WANN: Montag, 25. November 2024, 18:30 Uhr
WO: Hybridveranstaltung! Institut für Ägyptologie, Franz-Klein-Gasse 1, 1190 Wien (Hörsaal 6)
oder online über Zoom.
Die Teilnahme ist kostenlos, erfordert aber für den Onlinezugang eine Registrierung über folgenden Link:
https://univienna.zoom.us/meeting/register/u5Iuf-uuqTMjHNUvyjBb3NHfb9KxJRliAV-k
E-Vorträge
Ass.- Prof. Dr. Irmgard Hein & Dr. Sandra Müller
Institut für Ägyptologie der Universität Wien, VIAS
Die Visualisierung der Delta-Residenz der 18. Dynastie bei ‘Ezbet Helmi
Abstract: Die österr. Ausgrabungen im östlichen Nildelta, durchgeführt von 1989-1995, im Bereich Tell el-Dab'a (= antikes Avaris) durch das ÖAI/Kairo in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ägyptologie der Universität Wien (damals Grabungsleitung M. Bietak), haben wegen der aufsehenerregenden Funde von minoischen Freskenfragmenten weltweite Aufmerksamkeit erregt. Bisherige Forschungen zum Grabungsplatz waren dementsprechend vor allem den Fresken gewidmet, nur wenige andere Fundkomplexe aus dem Gelände sind bisher untersucht. Dank Finanzierung durch den Jubiläumsfonds der ÖNB, erfolgt seit 2019 im Rahmen eines Projektes bei VIAS (Vienna Institute for Archaeological Science) die Aufarbeitung der Befunde der sog. kleinen Palastplattform und deren Umgebung. Vor allem die Stratigraphie, die baulichen Hinterlassenschaften und die flächendeckende Inkludierung des Fundmaterials aus den Jahren 1989 -1995 werden dabei digital erarbeitet. Gleichzeitig entstehen so die Grundlagen für die 3D Visualisierung des Palastareales „F“ aus der frühen 18. Dynastie von ‘Ezbet Helmi, welche einen Teil der antiken Stadt sichtbar macht.
Im Vortrag wird die Vorgangsweise der nachträglichen Digitalisierung des Geländes erklärt, sowie Beispiele von bisherigen Ergebnissen zu Stratigraphie und Geländerekonstruktion.
ÖNB Jubiläumsfonds Projekt: 17916
VIAS (Vienna Institute for Archaeological Science)
Institut für Ägyptologie
Historisch Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien
in Kollaboration mit ÖAI und OREA (beide ÖAW)
Ludwig Boltzmann Institute für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro)
7 reasons
LINK: https://vias.univie.ac.at/projekte/
WO: online auf dem YouTube-Kanal des Instituts für Ägyptologie: https://youtu.be/mVZwD8VwyVg
Dr. Annik Wüthrich
Postdoctoral Researcher ERC Starting Grant "Challenging Time(s)",
Institut für Orientalische und Europäische Archäologie, Österreichische Akademie der Wissenschaften
Family business in der Dritten Zwischenzeit: Eine Untersuchung der Filiationsausdrücke
Abstract: Die Dritte Zwischenzeit (1069-664 BCE) ist in vielerlei Hinsicht eine besondere Periode der altägyptischen Geschichte. Außer Fragen zur exakten Abfolge und Anordnung der königlichen Chronologie gibt es einige Aspekte der Gesellschaft, die bislang unbeachtet gelassen worden sind. Eine großartige und umfangreiche Quelle bilden hierbei die sog. Cachettes, die am Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt wurden. Dieses Material ist vor allem für die 21. Dynastie von großer Bedeutung. Es erlaubt uns u.a. die Beziehungen der herrschenden Familien in Theben zu verstehen. Wir haben zudem ein beträchtliches Ausmaß an funerären Quellen (Totenbücher, Totenstelen, Särge und Sarkophage, Uschebti…) zur Verfügung, die eine Fülle von Daten über die nicht-herrschende Elite der altägyptischen Gesellschaft liefern.
Dieser Vortrag diskutiert die verschiedenen Ausdrücke der Filiation und des Ehestatus der Protagonisten der 21. und 22. Dynastie. Der Schwerpunkt wird hierbei auf den Frauen liegen, die für diese Periode in Theben sehr gut belegt sind. Ich möchte die Frage des Ausdrucks der persönlichen Identität und der Funktion der Selbst-Präsentation stellen, in einer Periode, in der die Amun-Theologie mit der Einführung der Theokratie so wie die persönliche Frömmigkeit eine bedeutende Entwicklung kennen.
Link zum Vortrag: https://youtu.be/791YweR2aWw
Prof. Dr. Danijela Stefanović
Egyptian Root Lexicon project (Universität Wien, Institut für Ägyptologie, FWF - P 30340-G25) University of Belgrade / Faculty of Philosophy
From ego-network to the global network – the world of the Middle Kingdom treasurer Senebi
Abstract: Studies of the ancient Egyptian administrative system(s) are usually based on analysis of the institutions and officials attached to them. The present paper focuses on the social settings of one of the most prominent Middle Kingdom / Second Intermediate Period highest ranking officials – the treasurer Senebi. Starting with the traditional methodological approach, focusing on collecting the prosopogaphic data, the paper further addresses the implementation of the Social Network Analysis (SNA) tools for analysing the obtained material. SNA is used to study people, or groups of people (nodes) linked together through social interaction, and relations or links between them (edges). SNA exemplifies various types of interaction through networks and analyses them. By applying SNA methodology for studying the networks of the treasurer Senebi, it is possible to reconstruct more precisely his social setting (both private and institutional) and interrelations, which complement the traditional approach, but also provide new possibilities for research into ancient Egyptian administration.
Den Vortrag finden Sie auf dem YouTube Kanal des Instituts für Ägyptologie (Ägyptologie Univ. Wien)
Direkter Link zum Vortrag: https:// youtu.be/JVWiegO76y
Univ.-Prof. Dr. E. Christiana Köhler
Institut für Ägyptologie, Universität Wien
On the origins of Ancient Egyptian civilization
Abstract: Egypt has always been considered one of the great civilizations in the ancient world; it has drawn admiration from early on because of its long history and fascinating monuments. Even before Egyptology was conceived as an academic discipline in the early 19th century, European scholars have been intensively studying Ancient Egypt, be it in relation to biblical references or in the context of global history. An important aspect has long been the question when and how this ancient civilization began, and interestingly, where it supposedly originated. It is especially that last question that has been investigated in numerous studies, which have dominated the literature until the advanced 20th century. This lecture will discuss different related aspects, including the significance of biblical narratives in early modern scholarship as well as colonial politics and racialist ideologies, which both influenced research during the 19th and 20th century. The application of such concepts in early scholarship often gave rise to the idea that Ancient Egyptian civilization apparently did not originate in Africa, but was the result of external influence and migrations from other parts of the ancient world. Furthermore, such migrations were often framed in a culture-historical narrative leading to the emergence of Pharaonic Egypt. Although scholarly writings of today are largely devoid of the ideologies underpinning these ideas, a critical assessment of the current literature reveals how vestiges of these narratives have persisted and how they have been adapted to suit the modern academic context.
The e-lecture will also be available on the YouTube channel of the Institute for Egyptology, (Ägyptologie Univ. Wien)
Direct link to the e-lecture: youtu.be/NVeYE9_tm5g
Krisztián Vértes
Documenting and Reconstructing the Late-Roman Murals in the Imperial Cult Chamber at Luxor Temple
Abstract: After 6 years in the making, the epigraphic documentation of the late roman murals at Luxor temple was finished last year. In my lecture I would like to present a little preview of the results and make the case for why it was necessary for the Epigraphic Survey to develop a rather unusual technique for documenting these unique non-pharaonic remains.
Unfortunately, whatever little remains have been preserved of these wall paintings are in a very fragmentary condition, due to many years of abuse accompanied by the lack of interest in non-Pharaonic remains typical of the last century. Today, most of the Late Roman murals in the chamber are lost, and their remains are exposed to pollution and to the harmful effects of thousands of birds living in the monument. Most of the top layer of the original painting, containing the bulk of the details, is gone; only paint scars are preserved, with very little pigment remaining on the surface. In some instances, these traces do not even form any recognizable features.
Therefore, when the Epigraphic Survey decided to undertake the documentation of these delicate remains, their main goal of epigraphic recording could only be to isolate the visible pigment and to somehow synthetize whatever data could still be detectable on the surface. A unique documentation method had to be developed to carry through this task that combined traditional facsimile with cutting edge digital techniques. The results, that were presented recently at the 12th International Congress of Egyptologists, are the culmination and synthesis of all the remaining visual data, both historical and contemporary, that was still possible to be assembled about this unique fragmentary artwork.
Copyright des Fotos: Epigraphic Survey photographer Yarko Kobylecky
WO: online auf dem YouTube-Kanal des Instituts für Ägyptologie: https://youtu.be/mVZwD8VwyVg
Vortragsarchiv
Dr. Ernst Czerny
(Österreichische Akademie der Wissenschaften
Österreichisches Archäologisches Institut)
Keramik einmal anders: altägyptische Motive auf böhmischen Vasen.
Beiträge zur „Ägyptomanie“ in Österreich-Ungarn und seinen Nachfolgestaaten.
Abstract: "Im späten 19. Jahrhundert begannen auf dem Gebiet der Habsburger-Monarchie einige Keramikmanufakturen, Dekorationen auf der Basis altägyptischer Motive zu entwickeln. Ein Schwerpunkt dieser Produktion lag im damals Nordböhmen genannten Gebiet nahe der Grenze zu Sachsen. Die Manufakturen Gerbing und Stephan, Wilhelm Schiller&Sohn, Johann Maresch und vor allem Julius Dressler brachten eine erstaunliche Fülle an Gefäßen mit altägyptischen Motiven hervor, die allerhings hauptsächlich nach England und in die USA exportiert wurden. Aber auch die Firma Zsolnay in Pecs/Ungarn erzeugte Objekte und Vasen, die vom Alten Ägypten inspiriert waren.
Nach dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Monarchie setzten einige der genannten Firmen die Produktion fort. Durch die Entdeckung des Grabes des Tut-Anch-Amun 1922 erfuhr die Verwendung altägyptischer Motive einen neuen Höhepunkt. Sowohl Zsolnay in Ungarn als auch Julius Dressler in der Tschechoslowakei legten komplett neue Serien auf, dazu kam die umfangreiche Produktion der Firma Amphora in Turn-Teplitz, die vor dem Weltkrieg noch keine ägyptischen Motive verwendet hatte.
Da die Gefäße mit altägyptischer Dekoration immer nur Nischenprodukte der jeweiligen Firmen waren und zudem hauptsächlich in den Export gingen, fanden sie keinen Eingang in öffentliche Sammlungen und wurden schließlich vergessen. Die Forschung zur „Ägyptomanie“ hat sich mit diesen Produkten noch kaum beschäftigt, und so ist dieser wichtige Aspekt der Ägyptenrezeption in Mitteleuropa bis heute nahezu unbekannt geblieben."
WANN: Montag, 07. Oktober 2024, 18:30 Uhr
WO: Hybridveranstaltung! Institut für Ägyptologie, Franz-Klein-Gasse 1, 1190 Wien (Hörsaal 6)
oder online über Zoom.
Daniel von Recklinghausen
(IANES, Abt. für Ägyptologie, Universität Tübingen)
„Oh, wie leuchtend ist dieser vollkommene Pronaos“ (Esna II, 85, 4) – Die Wiedergewinnung der antiken Polychromie im Tempel von Esna und ihre Bedeutung für die Dekoration
Abstract: Seit 2018 widmet sich das deutsch-ägyptische Esna-Projekt der Restaurierung, Konservierung und Dokumentation der antiken Polychromie des Pronaos von Esna, die einst integraler Bestandteil der Dekoration war und die zu einem Gutteil noch heute flächendeckend erhalten ist. Bislang unter Ruß, Staub und Vogelexkrementen verborgen, ließen sich bis zum Frühjahr 2024 mittlerweile der gesamte Deckenbereich sowie die18 frei stehenden Säulen wieder nahezu in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen, so dass eine erste wichtige Phase des Esna-Projektes abgeschlossen ist.
Schon jetzt ist erkennbar, von welcher Bedeutung die farbliche Ausgestaltung für das Verständnis der Dekoration ist und wie sie unser Wissen über (lokal geprägte) Vorstellungen der ägyptischen Religion und das priesterliche Wissen maßgeblich erweitert. Dies gilt insbesondere für Inschriften aus dem 1.–3. Jahrhundert n. Chr., die eines der jüngsten und umfangreichsten sowie in sich geschlossenen hieroglyphischen Textkorpora überhaupt darstellen. Hinzu tritt eine beachtliche Anzahl bislang gänzlich unbekannter Inschriften und Dekorationselemente, die ursprünglich nicht graviert, sondern lediglich aufgemalt waren und erst im Zuge der Restaurierung zutage traten. Diese farbenfrohe Vielfalt und ihre Bedeutung für die Dekoration werden anhand ausgesuchter Beispiele eingehend vorgestellt.
Wann: 10.Juni 2024 06:30 PM Wien
WO: Hybridveranstaltung! Institut für Ägyptologie, Franz-Klein-Gasse 1, 1190 Wien (Hörsaal 6)
oder online über Zoom.
Dr. Mathilde Minotti
(Universität Wien)
Archaeology of Appearances in Predynastic Egypt - Concept and application
ABSTRACT: "In the same way that we can render landscapes, production techniques and architectures, we can also recreate the physical appearances of peoples from the past (body, body modification and artefactual addition). What are the archaeological clues that allow us to reconstruct appearances? What are the limits? We will see that only a multidisciplinary archaeological analysis will provide us with the indications needed for a reconstruction. In the archaeological appearance evidence set, ornaments are the most ordinary artefacts discover in Pre-Pharaonic Egypt. So, We will use the ornaments to demonstrate the feasibility of an relevant analysis. Philosophy and Sociology, by making the analysis of appearances a fertile ground for research into identities, also offer us tools for interpreting these social constructed representations."
WANN: Montag, 27. Mai 2024, 18:30 Uhr WO: Hybridveranstaltung! Institut für Ägyptologie, Franz-Klein-Gasse 1, 1190 Wien (Hörsaal 6) oder online über Zoom.
Univ.-Prof. Dr. Yann Tristant
Univ.-Prof. Dr. Yann Tristant
(KU Leuven)
Revisiting the pharaonic cemetery of Dendara (Egypt). Preliminary results of the combined IFAO/KU Leuven expedition at Dendara
WANN: Montag, 15. April 2024, 18:15 Uhr
WO: online über Zoom.
ABSTRACT: The monumental landscapes of Egypt are the archaeological legacy through which we have traditionally understood the political and ideological transformations of one of the world's most celebrated early civilisations. On the western bank of the Nile River, at a wide bend in the river 590 km south of Cairo, the site of Dendara is very well known today for its temple dedicated to Hathor, goddess of love, joy and beauty, always depicted as a woman with cow-like features. A new research project set around the expertise of KU Leuven in collaboration with the Institut français d’archéologie orientale aims to investigate the large cemetery where Dendara’s inhabitants have been buried during almost three millenia. The preliminary results of the new archaeological investigation on the necropolis already bring new light to the origins of Dendara at the dawn of the Pharaonic period and the socio-cultural development of its community until the Graeco-Roman period.
Univ.-Prof. Dr. Jochem Kahl
(Freie Universität Berlin)
"The Asyut Project: 20 Jahre Feld-, Magazin- und Archivarbeiten"
ABSTRACT: Die seit nunmehr zwanzig Jahren laufenden Feldarbeiten auf dem Gebel Assiut al-gharbi haben das Bild der Geschichte der mittelägyptischen Stadt Assiut um viele Bereiche erweitert. War der Gebel Assiut al-gharbi in der Forschung noch bis 2010 fast ausschließlich als Nekropole des Alten Reiches, der Ersten Zwischenzeit / Zeit der Regionen und des Mittleren Reiches wahrgenommen worden, so ist dieses einseitige Bild grundlegend zu korrigieren. Die Herausarbeitung regionaler Besonderheiten einerseits, aber auch überregionaler Verflechtungen andererseits haben das Wissen um Assiut verdichtet und zu einem besseren Verständnis der über 6000 Jahre greifbaren, kontinuierlichen Nutzungsgeschichte des Berges geführt. Die Kenntnis der materiellen Kultur, Verwaltung und Religion der Stadt wurde vertieft, und auch archäologisches Arbeiten des frühen 20. wie des frühen 21. Jahrhunderts beleuchtet. Im Zentrum derzeit laufender Forschungen stehen die archäologisch unzugängliche antike Stadt, Votivgaben des Neuen Reiches, Assiut als (spät)antikes Handelszentrum sowie die thebanische Machtübernahme zu Beginn des Mittleren Reiches. Der Vortrag wird Ausschnitte aus diesen Themenbereichen vorstellen.
WANN: Montag, 18. März 2024, 18:30 Uhr
WO: Hybridveranstaltung! Institut für Ägyptologie, Franz-Klein-Gasse 1, 1190 Wien (Hörsaal 6) oder online über Zoom.
Prof. Dr. Peter Ferschin
(Technische Universität Wien)
"Digital Documentation and Mixed Reality Visualizations of the Tomb of Meret-Neith"
ABSTRACT: Anhand der Wiederausgrabung des königlichen Grabes von Meret-Neith, einer Königin der 1. Dynastie in Abydos, werden Überlegungen zur 3D-Dokumentation archäologischer Grabungsstätten und Funde beschrieben. Der Plan, den königlichen Friedhof in Abydos für den Tourismus zu öffnen, ist um umstritten. Konservatorische Bedenken führten zu dem Vorschlag, das Grab nur in digitaler Form, durch Virtual- oder Augmented-Reality-Anwendungen, zu präsentieren.
Im Sinne einer bestmöglichen Konservierung der Stätte, sah die Grabungsstrategie vor, in mehreren Kampagnen jeweils nur Teile des Grabes freizulegen. Die Dokumentation des 3D-Modells musst entsprechend mit den Ergebnissen der vorangegangenen Kampagnen zusammengeführt werden. Der so entwickelte Arbeitsablauf kann auch zur Dokumentation anderer Projekte mit ähnlichen Bedingungen angewendet werden und eignet sich für die Erstellung hochwertiger Modelldarstellungen zur Präsentation von gefährdetem kulturellem Erbe in Form von mobilen VR/AR-Anwendungen. Dies könnte neue Wege eröffnen, um der Öffentlichkeit kulturelle Werte näher zu bringen, insbesondere bei sensiblen architektonischen Stätten, die dem Massentourismus nicht zugänglich gemacht werden können.
*****
At the documentation of the royal tomb of Meret-Neith, a 1st dynasty queen in Abydos, we will describe considerations for the 3D documentation of the re-excavation. As plans were discussed to open the site to tourism, conservation concerns led to the proposal that the tomb should be presented only in digital form, either through virtual or augmented reality applications.
For conservation reasons, the excavation strategy would only allow parts of the tomb to be uncovered in multiple campaigns, while the documentation of the 3D model needed to be merged with the results of previous campaigns. The workflow developed can be applied to other digital heritage documentation projects with similar conditions and is suitable for producing high quality model representations for mobile VR/AR applications. This could open up new ways of bringing cultural values closer to the public, especially for sensitive architectural sites that cannot be made accessible to mass tourism.
WANN: Montag, 15. Januar 2024, 18:30 Uhr
WO: Hybridveranstaltung! Institut für Ägyptologie, Franz-Klein-Gasse 1, 1190 Wien (Hörsaal 6) oder online über Zoom
Tina Beck, M. A.
(FU Berlin)
"Das Versteckspiel mit den Gottheiten - Das Zusammenspiel von Materialität und Funktion am Beispiel der Holzstatuen der Ersten Zwischenzeit und des Mittleren Reiches"
ABSTRACT: Im Fokus des Vortrags stehen Holzstatuen der Ersten Zwischenzeit und des Mittleren Reiches aus Mittelägypten (Akhmim bis Beni Hasan). Die Forschung basiert auf einer im Jahre 2023 abgeschlossenen Dissertation, deren Datengrundlage zu Beginn in Kürze vorgestellt wird. Das Augenmerk der Präsentation liegt allerdings auf versteckten Darstellungen von Göttern und Göttinnen unter den Füßen und in den Schultern von Holzstatuen. Im Rahmen des Vortrages werden diese Darstellungen vorgestellt und auch im Hinblick auf ihre Funktion diskutiert. Hierbei steht in erster Linie das Material Holz im Vordergrund. Die Affordanz des Materials und damit verbunden die technische Umsetzung der Statuenherstellung macht das Vorhandensein der Gottheiten nicht nur erst möglich, sondern auch nötig.
WANN: Montag, 11. Dezember 2023, 18:15 Uhr
WO: online über Zoom
Dr. Nicolle Leary
(Universität Wien)
"Introducing ANIMATE: A Study of Guiding Systems and the Drafting of Animal Figures in Ancient Egyptian Tomb Imagery"
ABSTRACT: The depiction of the animals has been a subject matter that features heavily in the material records of both ancient and modern societies across the globe. In ancient Egypt, representations of the natural world were an intrinsic feature of visual culture, with the vast array of imagery recording animals a testimony to the fundamental role(s) they played in society. In terms of art historical analyses, illustrations of the animal world are often used as a source of evidence for certain visual archetypes, artistic principles and conventions, however, the methods and techniques employed by Egyptian practitioners when initially drafting fauna in wider scene compositions remains comparatively understudied. Based on pre-conceived views that the natural world was depicted more ‘freely’ and a lack of systematic research to suggest otherwise, the project ANIMATE was born. This presentation will introduce the new project currently being undertaken by the speaker at the University of Vienna which focusses on the use of guiding systems for animal figures during the initial planning and composition of private tomb imagery, where existing studies on the topic have been dominated by analysis of the human form. In turn, the project also aims to garner further insight into artisan practice, training and transmission of knowledge in ancient Egypt.
WANN: Montag, 09. Oktober 2023, 18:30 Uhr
WO: Hybridveranstaltung!
Dr. Elisabeth Kruck
(Universität Wien)
"Beigabe, Abbild und Text - Elemente des Gesamtkonzepts Bestattung im Zusammenhang"
Abstract: Einen Großteil unseres Wissens über die Lebens- und Gedankenwelt der Alten Ägypter schöpfen wir aus Untersuchungen von Bestattungen und deren Grabausstattung. Da in vielen Fällen aufgrund von Plünderungen wesentliche Teile dieser Ausstattung fehlen, ist es häufig nur möglich, einen lückenhaften Eindruck einzelner Bestattungen zu erhalten. Aus diesem Grund erscheint es besonders interessant, jene Bestattungen genauer zu betrachten, die nicht Opfer von Grabräubern oder sonstigen Störungen bzw. Veränderungen wurden. Diese zeichnen ein relativ komplettes Bild eines Begräbnisses und ermöglichen uns somit einen Blick „hinter die verschlossene Tür“ der uns die nicht unmittelbar zugängliche Lebens- und Gedankenwelt der Alten Ägypter.
Grabbeigaben, Bilder und Texte, deren Verbindungen untereinander und die Verknüpfung mit Darstellungen des Bestattungsrituals geben uns einen Zugang zu rituellen Handlungen und Vorstellungen des Jenseits. Der Vortrag wird einzelne Elemente – Objekt, Bild und Text – intakter Bestattungen des Mittleren Reiches aus Saqqara und Abusir vorstellen und deren Bedeutung und Wechselwirkung beleuchten. Hierbei soll die Frage nach der Existenz einer „Mindestausstattung“ einer Bestattung hinsichtlich der Grabbeigaben, der Auswahl von Bildern und Texten sowie deren Zusammenstellung und Verbindung zu kultischen Handlungen diskutiert werden.
Wann: Montag, 19.06.2023, 18.30h, Hybridvortrag
Prof. Dr. Harco Willems
(Katholieke Universiteit Leuven)
"Coffins at Dayr al-Barshā: Some Recent Results of the KU Leuven/NVIC Mission at the Site"
ABSTRACT: Dayr al-Barshā is reputed for the Middle Kingdom coffins found there. In the course of excavations undertaken between 1897 and 1915, almost all major tomb shafts were opened, and many of them produced richly decorated and inscribed coffins. A major part of Adriaan de Buck’s publication of the Coffin Texts rests on this material, and already at the outset of our project it was clear that similar well-preserved tomb assemblages could hardly be expected.
Nevertheless, our ongoing research has led to unexpected results, partly concerning already known coffins, an partly on newly found contexts. This lecture will pay attention to the coffins of the ladies Ankh and Ankhu. The latter was already published over a century ago, but it was never properly studied. Its exceptional decoration will be discussed, as well as the identity of its original owner. The former coffin was part of a tomb assemblage we discovered just over a decade ago. Much of the find material was in a very poor state, but careful conservation and reconstruction shows this to be a highly interesting context. Attention will be paid to the difficult process of documenting and interpreting this context, and in particular the coffin it once included.
If time remains, attention will be paid very briefly to some results of the most recent excavatoion seasons.
WANN: Montag, 05. Juni 2023, 18:15 Uhr
Assist. Prof. Mohamed Megahed, Ph.D.
(Charles University, Prague)
"Djedkare’s Royal Cemetery at South Saqqara: Recent discoveries"
Abstract: The Egyptian mission working since 2009 at South Saqqara focused originally mainly on documenting and protecting the vast pyramid complex of Old Kingdom pharaoh Djedkare. Besides a detailed recording of the preserved architecture of its funerary temple, the team consolidated and documented the damaged substructure of the king’s pyramid. Since 2018 the work expanded also to the area outside the king’s mortuary precinct. To the north of the king’s funerary temple, the entrance to the queenly monument, until then anonymous, was uncovered for the very first time. Newly uncovered relief fragments allowed the team to identify the owner of this monument – the king’s wife, Setibhor. Some parts of the queen’s precinct as well as her burial apartment remain unexplored until now. In 2019 the tomb of a king’ secretary, Khuwy was uncovered to the north-east of the queen’s precinct. This large mastaba shows several royal-inspired features and it contained one of the earliest decorated underground chambers ever to have come to light in Egypt. This fascinating tomb attests to a period of major changes in art and funerary beliefs and practices at the end of the Fifth Dynasty. The online lecture aims to provide an overview of the recent work and discoveries at this still vastly unexplored and unknown Old Kingdom cemetery.
Am Montag, 24. April 2023, 18.15 Uhr, online über Zoom.
Dr. Frederik Rogner
(Université de Genève)
"Grenzen markieren – Grenzen überschreiten: die Rolle der Tempeldekoration in den sozio-religiösen Diskursen des ägyptischen Neuen Reiches".
ABSTRACT: Die Bilder und Texte vereinenden Dekorationsprogramme der Tempel des Neuen Reiches bilden eine reiche Quelle für die Erforschung der Gedankenwelt ihrer Schöpfer. Ganz besonders gilt dies für deren Vorstellungen von der sozio-religiösen Bedeutung der Interaktion des Königs mit Göttern und Göttinnen, die in diesen Kompositionen auf diverse Weise ihren Ausdruck finden. Dabei ermöglichen es gerade Bilder, diverse Formen der Kontaktnahme auf sehr viel prägnantere und zugänglichere Weise auszudrücken als Texte allein. In meinem Vortrag zeige ich auf, wie die Interaktion des Herrschers mit Gottheiten über ontologische Grenzen hinweg durch die Verwendung bestimmter bildlicher Formeln – oft, aber nicht immer, auch im Zusammenspiel mit Texten – ausgedrückt wurde und welche Wege wir in der Analyse der komplexen Bildsysteme, die wir in ägyptischen Tempeln finden, beschreiten können.
WANN: Montag, 06. März 2023, 18:30 Uhr
WO: Hybridveranstaltung! Institut für Ägyptologie, Franz-Klein-Gasse 1, 1190 Wien (Hörsaal 6) oder online über Zoom.
Prof. Dr. Mark J. Smith
(University of Oxford),
In Search of the Earliest Osirian Rituals
Abstract: A phenomenon well-known from later periods of Egyptian history is that of the adaptation of Osirian ritual texts for the benefit of ordinary deceased people. Texts that were originally composed to be recited in the temple cult of Osiris, suitably adapted, could also be employed in the cult of the dead. In fact, most of our knowledge of Osirian ritual texts is derived from adapted versions of them preserved in papyri inscribed for deceased individuals and buried with them in their tombs. The purpose of taking a text originally composed for recitation to Osiris and adapting it for a deceased individual was to permit the dead person to share in the benefits which it conferred upon the deity. The practice seems to have enjoyed a particular vogue around the beginning of the Ptolemaic Period, that is, the late fourth century BC, but it continued into the Roman Period as well.
We tend to think of adaptation of Osirian ritual texts for use in the cult of the dead as a relatively late phenomenon. This is logical, given the date of the evidence at our disposal. But did the practice occur in earlier periods of Egyptian history as well? More specifically, can it be traced back as far as the Old Kingdom? Does the corpus of Pyramid Texts, the earliest extensive collection of spells intended to benefit a deceased individual, contain utterances that have been adapted from the temple cult of Osiris? The possibility is one that has been considered before, but no systematic investigation of this question has ever been undertaken. Nevertheless, such an investigation seems worthwhile, since if we could identify Osirian cultic texts in the Pyramid Text corpus, it would give us a glimpse of temple ritual in a period of Egyptian history from which no actual copies of temple rituals have survived.
am Montag, 16. Januar 2023, 18.15 Uhr, online über Zoom
apl. Prof. Dr. Backes, Burkhard
(Universität Tübingen)
"Tairkap und Pestjenfi – zwei Thebaner und fünf Särge aus dem 7. Jh. v. Chr."
Abstract: Vor 200 Jahren gelangten zwei reich beschriftete und in stellenweise äußerst qualitätvoller Ausführung dekorierte Sargensembles des 7. Jhs. v. u. Zt. nach Berlin, wo sie sich seitdem in der Sammlung des Ägyptischen Museums befinden. In den letzten drei Jahren waren Sie Gegenstand eines kleinen Editionsprojekts, für das der Vortrag gewissermaßen einen virtuellen Werkstattbesuch anbieten möchte. Nach einer Einführung in das Forschungsfeld der dekorierten Holzsärge aus der ägyptischen Spätzeit sollen die beiden Ensembles eingehender vorgestellt und mit ihren jeweiligen Besonderheiten eingeordnet werden. Unterstützt durch hochauflösende Aufnahmen und 3D-Modelle werden dabei sowohl Inhalt und Anordnung der Texte und Bilder als auch Details der individuellen Anfertigung zur Sprache kommen.
am 05. Dezember 2022, 18.15 Uhr, online über Zoom
Mag. Herbert Böhm
(Institut für Ägyptologie, Universität Wien)
Archäozoologische Untersuchungen in el-Sheikh Fadl (Kynopolis): Ein neuer Beitrag zur Praxis altägyptischer Tierkulte
Abstract: Tiere nahmen im altägyptischen Glaubenssystem von Anbeginn an wichtige und vielfältige Rollen ein. Von einzigartiger Bedeutung waren sie jedoch von der ägyptischen Spätzeit bis in die ptolemäisch-römische Epoche, als sie im Rahmen der sog. Tierkulte millionenfach mumifiziert und teilweise in aufwendigen Gebäudestrukturen deponiert wurden. Vor allem bioarchäologische Untersuchungen der letzten Jahre bereicherten unsere Kenntnis zu diesem Phänomen der ägyptischen Religionsgeschichte erheblich.
Die Fundstelle el-Sheikh Fadl – Umm Raqaba bezeichnet eine ausgedehnte Nekropole lokaler Administrationszentren, die auch für die Deponierung von Tiermumien eines nahegelegenen, überregional bedeutsamen, Anubis-Heiligtums verwendet wurde und die seit 2014 einen Forschungsschwerpunkt am Institut für Ägyptologie der Universität Wien darstellt.
Im Vortrag werden die bisherigen Ergebnisse der archäozoologischen Untersuchungen präsentiert und mit Vergleichsfundstellen kontextualisiert. Vor allem durch die in-situ Erhaltung von Mumienlagen, ermöglicht dieses Fundmaterial tiefe Einblicke in die Alltagspraxis des lokalen Anubis-Kults. Durch die Einbeziehung evolutionstheoretischer und ethologischer Aspekte ergeben sich zudem neue Perspektiven und Interpretationsmöglichkeiten der zugrundeliegenden vielschichtigen Beziehungsebenen zwischen Menschen und Tieren und deren potenzielle Einflüsse auf die Überlieferung des archäologischen Fundmaterials.
am 21. November 2022, 18.30 Uhr
Andreas Effland
(Universität Göttingen)
“Something old, something new, something broken, something glued” – Neue Forschungen zum Osiriskult in Abydos
Abstract: Abydos ist weithin bekannt für die prächtigen Tempel Sethos‘ I. und seines Sohnes Ramses‘ II. Die wohl wichtigste archäologische Stätte des Gebietes ist jedoch das Areal von Umm el-Qaab mit dem vorgeschichtlichen Friedhofsbereich und der königlichen Nekropole aus frühdynastischer Zeit. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte entwickelte sich genau an diesem Platz eines der wichtigsten Kultzentren Ägyptens: eine Götternekropole mit der Verehrungsstätte des mythischen Königs und Gottes Osiris. Im Zentrum der abydenischen Kultlandschaft gelegen, setzt Umm el-Qaab die religiösen Ideen, die sakralen, performativen Handlungen und die einzelnen Monumente von Abydos – als wichtigstes Ziel der regelmäßigen Prozessionen – miteinander in Beziehung.
Im Fokus des Vortrages stehen die aktuellen Forschungen zum Osiriskult, insbesondere Textfunde mit einem Ritualbuch des Neuen Reiches und Votivinschriften der 3. Zwischenzeit, die ein neues Licht auch auf die Chronologie dieser Epoche werfen. Doch auch bislang unbekannte Materialien zur frühen Grabungsgeschichte am Platz werden vorgestellt.
Montag, 13. Juni, 18:15
Dr. Juan Carlos Moreno García
(CNRS/Paris IV Sorbonne)
«Cities, regions and trade: Power and state building in ancient Egypt in the Bronze Age»
Abstract. Situated at the crossroads between North-eastern Africa, the Mediterranean, the Near East and the Indian Ocean, ancient Egypt was a strategic pathway that facilitated contacts and the circulation of peoples, products and ideas across these vast regions. Sometimes it was the monarchy that took the initiative in these contacts, whereas in other cases mobile populations, local leaders, itinerant merchants and independent individuals fulfilled such role. Archaeology is gradually revealing the importance of these actors, usually neglected in official inscriptions that highlight, by contrast, the centrality of the monarchy and its institutions. At the same time, new methods of research cast a new light on the modalities of these contacts and the extent of the networks operative in the Bronze Age across these regions and, more generally, Eurasia. Finally, Egyptian regions participated in these exchanges in very distinctive ways, so control over flows of wealth, access to coveted goods and contacts with privileged trading partners represented significant moves in their strategies. A constant tension between different political models (centralized, confederacies of cities and territories, regional kingdoms) reemerged once and again through the millennia, led often to the collapse of the central authority and seem inspired, at least in part, by the impact of trading activities and exchanges.
Wann: Montag, 30, Mai, 18.15h
Dr. Rune Nyord
Emory University
“No other satisfactory reason can be given”: The European discovery of the ancient Egyptian afterlife
Abstract: The modern understanding of the ancient Egyptians as bent on a quest for eternal life is the result of a long history of Western engagements with ancient Egypt. Associations like the preservation of bodies for eternity and initiation into religious mysteries interacted with textual sources of the Biblical and Classical traditions to shape images of the ancient culture that could be deployed in a variety of contexts for theological, ideological, colonial, and other purposes. This lecture examines some key formative moments in this tradition, suggesting that many aspects of the modern understanding of Egyptian afterlife beliefs owe as much to the contemporary concerns of the milieus that helped shape them as to the ancient Egyptian sources that were only gradually becoming known as these ideas were crystalizing.
Wann: Montag, 02. Mai, 18.15h
Prof. Dr. Dietrich Raue
Universität Leipzig
Ägyptisch-deutsche Ausgrabungen im Tempel von Heliopolis 2021
Abstract: Heliopolis war während mehr als 2400 Jahren eines der bedeutendsten Kultzentren des Alten Ägypten. Sein Tempelkult thematisiert die Zusammengehörigkeit der Welt und die direkte Abstammung des Königtums aus der Schöpfung. Wenig andere Heiligtümer können ein derart kontinuierliches Engagement der Herrschaft vorweisen. Seit dem frühen 20. Jh. galt der Tempel als vollständig zerstört und wurde nicht zum Ziel systematischer Ausgrabungen. Die ägyptisch-deutsche Gemeinschaftsunternehmung konzentriert sich seit 2021 auf die Archäologie, Architektur und Epigraphie der letzten Phase des Tempels, in der das Sanktuar nochmals einen hohen, auch internationalen Ruf genoss. Lange vor den Tempelschließungen im Zuge der Christianisierung der späten Kaiserzeit endet jedoch das Engagement der ptolemäischen und römischen Herrscher. Die Ergebnisse des Projekts sollen somit zur Klärung der Umstände des „Endes“ von Heliopolis beitragen.
Wann: Montag, 14. März 2022, 18.15 Uhr
Mag. Lucia Hulková
FWF Start Projekt ‚Beyond Politics: Material Culture
in Second Intermediate Period Egypt and Nubia‘
ÖAI, Österreichische Akademie der Wissenschaften
Universität Wien
Stiftungsrat für Postgraduates der Ägyptologie
"Tell el-Retaba im Wadi Tumilat – ein kleiner Mosaikstein in der Rekonstruktion der Geschichte der Zweiten Zwischenzeit"
ABSTRACT: Seit 2007 wird Tell el-Retaba von der Polnisch-Slowakischen archäologischen Mission neu und intensiv erforscht. Der Tell liegt etwas abseits des unterägyptischen Nildeltas, mitten im Wadi Tumilat, das das östliche Nildelta auf der einer Seite mit dem Sinai und dem Roten Meer auf der anderen verbindet. Seit 2011 erreichen unsere Grabungen auch die Siedlungsschichten der Späten Zweiten Zwischenzeit und des frühen Neuen Reiches.
Die materielle Hinterlassenschaft aus den Siedlungs- und Bestattungskontexten dieser Zeit bildet die Basis meiner Arbeit, die ich hier präsentieren möchte. Zusammen mit Kontexten aus anderen Grabungen im Wadi Tumilat rekonstruiere ich im Rahmen des FWF Start Projektes ‚Beyond Politcs‘, geleitet von Dr. Bettina Bader, die lokale Ausprägung der materiellen Kultur der Zweiten Zwischenzeit. Die Interpretation der Befunde basiert auf einem bottom-up, kontextorientierten Zugang. Die materielle Kultur und die verbundenen Kontexte werden zur zusätzlichen Evidenz für die geschichtlichen Prozesse, und dienen nicht nur als Illustration der politisch-historischen Ereignisse, die aus der Historiographie bekannt sind. Vergleiche mit materieller Kultur der geographisch benachbarten Regionen ermöglichen es einerseits die regional-spezifischen Entwicklungen zu sehen, aber auf der anderen Seite auch Gemeinsamkeiten zu erkennen und somit den vielen Nuancen der Geschichte der Zweiten Zwischenzeit ein bisschen näher zu kommen.
WANN: am Montag, 17. Jänner 2022, 18:15
Dr. Regina Hölzl
Ägyptisch-Orientalische Sammlung des Kunsthistorischen Museums
Zur Restaurierung der historischen Wand- und Deckenmalerei in der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung des Kunsthistorischen Museums
Abstract: An den Wänden der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung befinden sich Reproduktionen von Wandmalereien aus dem Grab des Gaufürsten Chnumhotep II. in Beni Hassan. Sie wurden für die Wiener Weltausstellung 1873 angefertigt, da dort ein vergrößerter Nachbau des Grabes ausgestellt war. Später wurden die bemalten Kartonbahnen für die Ausgestaltung der ägyptischen Schauräume des Kunsthistorischen Museums verwendet. Seit der Eröffnung des Museums 1891 wurden sie weder umfassend restauriert noch gereinigt.
Dieses Projekt konnte 2021 in Angriff genommen werden. Nach umfangreichen Vorarbeiten wurde Anfang Mai mit der Restaurierung der historischen Wandtapeten in Saal I und Saal V begonnen. Ein Teil der Tapeten wurde abgenommen und in der Werkstatt restauriert, bevor die Wiedermontage an den gereinigten und geglätteten Wänden erfolgte. Gleichzeitig mit den Restaurierungsarbeiten an den Tapeten wurden auch die Deckenmalereien, die ägyptisierende Motive aufweisen, sowie der Malereien oberhalb der Tapetenbahnen restauriert.
am Montag, 13. Dezember 2021, 18:15
Dr. Amber Hood
Researcher Lund Luminescence Laboratory Department of Geology Lund University, Sweden
Thinking outside the field: an archaeological-science-based approach to Egyptian archaeology
Abstract: This talk will examine the ways in which we, as Egyptologists, can look beyond what is possible in fieldwork situations to ensure that as a discipline we make full use of current advances in archaeological science to better understand and interpret evidence from Ancient Egypt.
The application of a wide suite of analyses to museum objects in particular can complement and extend site interpretation to include a greater body of evidence from various research avenues. This talk will discuss integration of museum object analysis with current fieldwork, drawing on the new DAI/University of Vienna Meret-Neith Project at Abydos as a case study, as well as optimising fieldwork strategies to incorporate the latest portable techniques. It will also discuss the need for greater communication between archaeologists, Egyptologists and archaeological scientists with regard to possibilities, limitations, ethics, interpretation of results and the development and implementation of new techniques.
Dr. Kara Cooney
UCLA
The Coffin of Thutmoses III: A Case Study of Evidence of Reuse of a Royal Coffin in the DeB 320 Royal Cache
Abstract: Coffins are important social documents, but they are difficult to document, photograph, and analyze. For the past ten years, Dr. Cooney has been systematically examining human reactions to social crises, specifically focusing on material adaptations evident within an ideological context and documenting coffins from Dynasty 18 to 22. This research is the first systematic study of funerary arts reuse and theft within the field of Egyptology and the first thorough photographic documentation of these coffins. In this lecture Dr. Cooney will offer a case study of the royal coffin of Thutmoses III, discovered in 1881 in the DeB 320 Royal Cache, and discuss the evidence of reuse she has documented on this coffin.
Wann: am Donnerstag (!), 14. Oktober 2021, 18:15
Dott. Dott. mag. Dr. Emanuele Casini
Institut für Ägyptologie der Universität Wien
Unlocking the archives, digging in the Museo Egizio of Turin: a reassessment of the Italian discoveries in the Valley of the Queens
This contribution aims to shed new light on the discoveries carried out in the Queens' Valley by the Missione Archeologica Italiana (M.A.I.) at the start of the 20th Century. Ernesto Schiaparelli founded the M.A.I. in order to expand the Egyptian collection of Turin through the fieldwork in Egypt. In 1903 the Italian archaeological mission started working in the Queens' Valley, on the west bank of Luxor: Schiaparelli was the director of the mission, but the work in the necropolis was actually supervised by his right-hand man and trustful collaborator Francesco Ballerini. The results achieved in the framework of the 1903 and 1904 archaeological campaigns were relevant. However, the bulk of unpublished documents preserved at the State Archive and the Museo Egizio of Turin shows that the members of the Italian mission published only a part of the discoveries. Such unpublished documents (mainly produced by Ballerini) include excavation diaries, notes, tomb plans, photographs, lists of workmen, official permits, letters, official reports, and a manuscript inventory (Giornale d'Entrata), which consists of a list of the objects found in the Queens' Valley and brought to the Museo Egizio of Turin. The examination of these archival documents makes it possible to reassess the 1903 and 1904 discoveries and to rewrite an important page of the history of the Italian exploration within the Queens' Valley. Additionally, it will be also showed how the combined analysis of the Giornale d'Entrata and the other excavation documents allows to retrieve "lost" information about the archaeological materials found by the Italian mission; a number of those findings can also be re-contextualized within their original find-spot.
Mag.a Friederike Junge
Im Auge des Betrachters – Möglichkeiten und Grenzen einer kontextbezogenen Keramikanalyse
Abstract: Nach dem handlungstheoretischen Ansatz lassen sich aus der Herstellung, Anwendung und Deponierung von Keramikgefäßen Ideen und Denkweisen beteiligter Akteure ableiten, die durch die Materialität der Gefäße wiederum im archäologischen Befund manifestiert sind. Abhängig von individuellen Interessen und Vorlieben, situativen Konstellationen, gesellschaftlichen Konventionen und kulturellen Wertzuschreibungen können die Gefäße unterschiedlichste, zum Teil gegenläufige explizite und implizite, „praktische“ und „symbolische“ Funktionen erhalten. In Anbetracht der oft lückenhaften Quellenlage und unserer eigenen Determiniertheit stehen wir jedoch vor der häufig unlösbar scheinenden Aufgabe, ehemalige Funktionen/Bedeutungen zu rekonstruieren. Der Vortrag diskutiert diese Problematik unter besonderer Berücksichtigung ausgewählter Befunde des frühzeitlichen Nekropolenareals Operation 4, Helwan.
Mag. Dr. Claus Jurman, MPhil
Projektmitarbeiter, Institut für Ägyptologie der Universität Wien (Projekt: Ägyptologische Perspektiven auf ausgewählte Axiome einer historischen Text- und Bildnarratologie, Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank)
Jenseits von Pamina und Aïda: Die Rezeption Altägyptens in der abendländischen Musik einst und jetzt
Abstract: Interessiert man sich dafür, welchen Niederschlag die Auseinandersetzung mit Altägypten in der abendländischen Musikkultur gefunden hat, wird man alsbald auf zwei Opernwerke aus dem späten 18. und dem 19. Jahrhundert verwiesen, nämlich auf Mozarts "Zauberflöte" und auf Verdis "Aïda". Wenngleich diese beiden musikalischen Denkmäler ihre herausragende Stellung innerhalb der ägyptologischen Rezeptionsgeschichte zu recht behaupten, läuft eine ausschließliche Fokussierung auf die "großen Zwei" Gefahr, die ungemeine Vielfalt auszublenden, mit der das vorislamische Ägypten im westlichen Musikschaffen verhandelt wurde und noch immer wird. Ziel des heutigen Vortrags ist es daher, eine Reihe von weniger bekannten Fällen musikalischer Ägyptenrezeption quer durch verschiedene Epoche und Genres vorzustellen und dabei der Frage nachzugehen, auf welche Weise und nach welchen Gesichtspunkten die jeweiligen Schöpfer sich auf pharaonisches Kulturgut beziehen. Es wird dabei deutlich, dass sich bestimmte typologische Genealogien von der Barockoper des 17. Jahrhunderts bis zu Avantgardepop und Free Jazz im 21. Jahrhundert verfolgen lassen.